Eine Schenkung, die Rätsel aufgibt
Eine Kunsthistorikerin und eine Restauratorin laden ein zur Spurensuche
Juni 2019: Die Klassik Stiftung Weimar erwirbt mit Unterstützung der Weimarer Kunstgesellschaft drei Gipstafeln mit Malereien. Diese zeigen in verkleinerter Form Szenen der Wandbilder aus dem Herderzimmer im Weimarer Schloss. Trotz Beschädigungen weist ihr Erscheinungsbild, vor allem der vergoldete Rahmen, darauf hin, dass ihnen einst eine besondere Bedeutung zukam. Der Forschung sind die Bildtafeln jedoch bisher nicht bekannt.
Wer hat sie gemalt? Wofür sind sie entstanden? Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Bildtafeln und den Wandbildern im Herderzimmer?
Diesen und weiteren Fragen gehen eine Kunsthistorikerin und eine Restauratorin anhand dreier Thesen auf den Grund. Folgen Sie ihnen auf dieser Spurensuche und forschen auch Sie nach der Entstehung der drei Bildtafeln.

Warum entstanden die Bildtafeln?
3 Thesen als mögliche Erklärung
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Es gibt für alle drei Thesen ein Für und Wider. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand können wir die Frage nicht eindeutig beantworten.
Entwürfe zur Ausführung der Wandbilder
PRO
- große Übereinstimmungen der Darstellungen
- große Übereinstimmung der Materialien und des Farbauftrags
- verschieden gestaltete Rahmung als Hinweis auf noch offene Gestaltungsfragen
- Vorlagepflicht für alle künstlerischen Entwürfe und Änderungen bei Maria Pawlowna
- Erwähnung von Proben, Fresko- und Farbskizzen in den Quellen
CONTRA
- jeweils unterschiedlicher Aufbau der Malschichten bei den drei Bildtafeln und auch gegenüber den Wandbildern
- hellere Farbigkeit der Bildtafeln
- keine direkte Erwähnung in den historischen Quellen
Kopien nach der Vollendung der Wandbilder
PRO
- große Übereinstimmung in der Ausführung, vor allem in der Maltechnik
- aufwendige Schmuckrahmung der Bildtafeln
CONTRA
- Darstellungen im Detail nicht identisch
- jeweils unterschiedlicher Aufbau der Malschichten bei den drei Bildtafeln
- „flüchtiger“ Malstil bei den Bildtafeln
- verschiedene Schmuckrahmung
- keine Hinweise in den historischen Quellen
Studien zur Maltechnik
PRO
- verschiedener Aufbau der einzelnen Malschichten
- im 19. Jahrhundert Wiederaufleben der Freskomalerei, verbunden mit maltechnischen Experimenten
- Maria Pawlownas Interesse an kunsttechnologischen Neuerungen
- Gustav Jägers geringe Erfahrung mit Wandmalerei
- unterschiedliche (malerische) Rahmung, teilweise nur angedeutet
CONTRA
- Verwendung von sehr ähnlichen Farben
- „Experiment“ nur im Bereich der Grundierung
- Ausführung auf Gipstafeln und nicht auf Putzproben
- aufwendig vergoldete Schmuckrahmen der Bildtafeln
- Gustav Jägers Zusammenarbeit mit dem Wandmalerei-Experten Bernhard Neher